Kleingartenverein am Pfingstberg, Potsdam

Kurze Chronik der Dauerkleingartenkolonie „Bergauf e.V.“ Potsdam 1934 - 2018

recherchiert und niedergeschrieben von Friderun Schreiber


Inhaltsübersicht

1. Überblick: Die wichtigsten Daten 1934 bis 2018

2. Aus der Geschichte

2.1 Vorgeschichte, Gründung, Kriegsjahre

2.2 Nachkriegsjahre und DDR-Zeit

2.3 Zeit nach 1989


3. Pächter erzählen

3.1 Preuß

3.2 Lange

3.3 Hilliges

3.4 Westphal

3.5 Andreas


4. Anhang

Abkürzungen für die verwendeten Quellen

Dank


1. Überblick: Die wichtigsten Daten 1934 bis 2018

1934

Seit den 1920er Jahren beabsichtigen die Stadtplaner Potsdams, die Kleingärten aus dem Inneren der Stadt umzusiedeln. Ab 1934 werden die Planungen konkret, auf dem Gelände am Nordhang des Pfingstberges soll eine Musterkolonie als Daueranlage errichtet werden.

1. November 1935

Gründung von „Bergauf e.V.“.

23. Mai 1936

Unterzeichnung des „Generalpachtvertrags“ zwischen der Stadt Potsdam und der „Provinzgruppe Ber­lin-Brandenburg und Grenzmark der Kleingärtner im Reichsbund der Kleingärtner und Kleinsiedler Deutschlands e.V.“.

Ab 1936

Die Stadt lässt das Gelände parzellieren, eine Wasserleitung verlegen, die Wege und Zäune bauen und die Außenhe­cken pflanzen. Außerdem werden Kredite und Material für die vorgeschriebenen Typen-Lauben bereitgestellt. Die Unter-Pachtverträge des Vereins Bergauf e.V. mit den Pächtern wer­den abgeschlossen. Die Pächter beginnen die Musterlauben zu errichten.

Ende 1939

Die letzten 35 Lauben können wegen fehlenden Materials nicht mehr gebaut werden.

1944-45

Ausgebombte und Flüchtlinge nutzen einige Lauben als Notunterkünfte.

Ende April 1945

Auf dem Pfingstberg zwischen Villa Henckel und Belvedere finden Kampfhandlungen zwischen der Wehrmacht und Panzern der Roten Armee statt. Nur zwei bis drei Lauben der Gartenkolonie werden beschädigt.

Ab Mai 1953

Die Nachbar-Kolonie „Pfingstberg e.V.“ im Tal, die schon seit 1923 besteht, baut auf ihrem Ge­lände gemeinsam mit "Bergauf e. V." das Vereinsheim „Laubenpieper“, das 1954 von bei­den Vereinen eingeweiht und bis 1957 gemeinsam bewirtschaftet wird.

1963

Die ersten 14 Parzellen von Bergauf e.V. verlegen ihren Energie-Anschluss mittels Hochleitung.

1976-1982

Alle noch nicht versorgten Gärten bekommen Energie-Anschluss über Erdkabel bzw. die Parzellen 12-37 werden auch auf Erdkabel umgestellt.

1975, 1977, 1980, 1983 und 1987

5x Auszeichnung der Sparte Bergauf e.V. als „Staatlich anerkanntes Naherholungsgebiet“ durch die Stadt Potsdam.

1976-1979

Bergauf e.V. errichtet auf dem Pfingstberg neben der Reinwasseranlage ein eigenes neues Vereinsheim.

1987

Unterzeichnung eines Partnerschaftsvertrags mit der polnischen Sparte „Dzialkowe“ in Opole.

1990

Pachtvertrag mit den Pächtern Irmgard und Mario Kade für die Bewirtschaftung des Bergauf-Vereinsheims, danach zahlreiche Um- und Anbauten (z.B. Küche, Wintergarten) durch die Pächter zu einer Gaststätte.

2015 Verkauf des Vereinsheims an den Pächter Kade.

1991

Einbau von Wasseruhren für jeden Garten.

2000-2001

Die Dauerkleingartenkolonie Bergauf e.V. wird ins Ausstellungs-Programm der BUGA 2001 in Potsdam aufgenommen. Die Stadt Potsdam investiert für Neuanlagen und Verschönerungen in der Kolonie. Die Wasserwirtschaft stellt für den „Aussichts­platz“ Land zur Verfügung, übernimmt die Maurerarbeiten im Rebenweg und am Aussichtsplatz und lässt Bäume fällen, die im Rebenweg die Weinpflanzen behindert haben.

2005

Potsdam beteiligt sich am europäischen Wettbewerb „Entente Florale – Unsere Stadt blüht auf“.

2017

Beginn mit dem Bau einer neuen Wasserleitung.

2017 bis 2018

Ein neuer eigener Vereinssitz entsteht Im Rosenweg 134.


2. Aus der Geschichte

2.1 Vorgeschichte, Gründung, Kriegsjahre

Bis Anfang der 1930er Jahre war die Praxis weit verbreitet, Pachtverträge für Kleingärten nur für ein Jahr abzuschließen. In den „Pachtbedingungen für Vergebung städtischer Kleingärten“ der Stadt Potsdam von 1932 ist zu lesen, nur wenn das Pachtverhältnis vom Magistrat der Stadt Potsdam nicht spätestens bis zum 1. Oktober des Folgejahres gekündigt werde, trete automatisch eine Pachtverlängerung um ein weiteres Jahr ein (StArP, 22. 11.1932). Die Pächter hatten also nicht die Sicherheit, Angepflanztes und Gebautes länger als ein Jahr zu nutzen. Und die Verpächter konnten immer wieder die Pacht erhöhen. Deshalb forderte die Pro­vinzgruppe Berlin-Brandenburg der Kleingärtner schon seit 1908, dass den Pächtern Dauer-Kleingartenland zur Verfügung gestellt werden solle (LLH, S. 29). Mit dem Wort „Dauer“ war gemeint: länger als ein Jahr.

Neben der Forderung nach Dauer-Kolonien für Pacht-Kleingärten gab es aber seit den 1920er Jahren auch die Absicht der Potsdamer Stadtentwickler, einige beste­hende Kleingartenanlagen aus dem Gebiet der Innenstadt Potsdams heraus umzusiedeln. Betroffen waren z.B. die Kolonien auf dem Kiewitt, am Charlottenhof und auf der Freundschaftsinsel (StArP, Febr. 1935). Die Liegenschaftsverwaltung von Potsdam suchte nach Ausweichflächen als Er­satz. Schließlich stand fest, „das am Nord- und Osthange des Pfingstberges zu schaffende Dauerkleingartenland dem Potsdamer Verein der Kleingärtner bzw. der Provinzgruppe Berlin-Brandenburg in Generalpacht zu geben“. Das Gelän­de „in Größe von ca. 56480 qm“ liegt „zwischen der Nedlitzer Straße und dem Schwar­zen Weg“ (StArP, Generalpachtvertrag § 2) und war „ab 1923 Eigentum der Stadtgemeinde Potsdam, ab 1952 Eigentum des Volkes: Rat der Landeshauptstadt Potsdam“ (KatPm, 7.12.2017).

Der „Generalpachtvertrag“ zwischen „der Stadtgemeinde Potsdam und der Provinzgruppe Berlin-Brandenburg und Grenzmark der Kleingärtner e.V., Berlin N 24, Monbijouplatz 3“ wurde am 23. Mai 1936 unterzeichnet. Er beschreibt zunächst die Lage des Geländes, die Pachtdauer und die gewünschte Art und Weise der Weiterverpachtung an die Klein­gärtner: Das „unterhalb des Pfingstberges zwischen der Nedlitzer Straße und dem Schwarzen Weg gelegene … Gelände wird als „Dauerkleingartengelände bestimmt“. Schwarzer Weg hieß damals die Straße, die am Wasser-Hochbehälter und an der Villa Henckel vorbei­führt. Die „Provinzgruppe Berlin-Brandenburg...“ sollte dieses Gelände „an die bei ihr orga­nisierten Potsdamer Kleingärtner“ weiter verpachten (StArP 1935, General­pachtvertrag §1). Als Pachtdauer werden 30 Jahre mit Verlängerungsmöglichkeit festgelegt: „Das Pachtverhältnis beginnt mit dem 1. November 1935 und endet am 30. Oktober 1965. Es verlängert sich jeweils um weitere 10 Jahre, wenn es nicht spätestens 1 Jahr vor dem Ablauf der Pachtzeit von einer der Vertragsparteien schriftlich gekündigt wird“(Generalpacht­vertrag §2). Zur Vergabe der 164 Parzellen an die zukünftigen Gartenpächter bestimmt der Generalpachtvertrag außer­dem, „die Kleingartenparzellen in erster Linie an solche Bewer­ber weiter zu verpachten, denen durch im öffentlichen Interesse erfolgte Maßnahmen der Stadt Potsdam ihre bishe­rigen Kleingärten entzogen worden sind. Dabei sind kinderreiche und wirtschaftlich schwa­che Familien sowie Schwerbeschädigte bevorzugt zu berücksich­tigen. Keinesfalls dürfen Parzellen an neue Bewerber vergeben werden, bevor nicht sämt­liche an anderen Stellen verdrängten Kleingärtner, sofern sie als Bewerber für die Dauer­kleingärten auftreten, un­tergebracht sind“ (Generalpachtvertrag §4). Im weiteren Vertragstext sind die Details zur Gestaltung und Bewirtschaftung der Kolo­nie beschrieben . An der Aus­arbeitung des Generalpachtvertrages durch die Liegenschaftsverwaltung war auch der Gartengestalter Hermann Mattern aus Bornim beteiligt (StArP, 8.6.1935).

Zugleich beabsichtigte die Stadt, künftig „auf dem Dauergartengelände eine Musterkolo­nie zu er­richten“. „Die Lauben müssen alle nach einem einheitlichen, von der Stadt zu be­stimmenden Typ errichtet werden, desgleichen muß die Umzäunung eine einheitliche sein.“ Die musterhafte Gestaltung sollte weiterhin folgenden Ansprüchen genügen:

Übersichtlicher Wegeplan und breite Wiesenwege

Hecken zur Hang-Stabilisierung

Wasser auf jeder Parzelle

Nutzung der Lauben auch für Erholung bzw. zeitweilige Übernachtung

Ausrichtung zur Sonne nach SW

Die Stadt entwickelte den Bebauungsplan ( Parzellen- und Wegeplan mit Laubenstand­orten für 164 Parzellen) und Musterlauben, beteiligt waren Stadt-Gartenarchitekt Mattern, Gartendi­rektor Potente und Stadt-Gartendirektor Kölle.

Man plante zunächst zwei Mustergärten für die Kolonie, also „dass die Stadt ein oder zwei Kleingartengrundstücke mit Lauben und Umzäunung herstellt, die dann den Klein­gärtnern als Vorbild dienen sollen“ (StArP, 22. Sept. 1934). Als die zwei Mustergärten wurden die Parzellen 75 und 76 eingerichtet.

In Anbetracht der Armut der Pächter wurden ihnen städtische Darlehen in Aussicht ge­stellt: „Die Absicht, auf dem Dauergartengelände eine Musterkolonie zu errichten, lässt sich ohne wirksame städtische Unterstützung nicht verwirklichen. Es ist ins Auge gefasst wor­den, den anzusiedelnden Kleingärtnern das Material für die zu errichtenden Zäune und Lauben stadtseitig zur Verfügung zu stellen, und zwar auf der Basis, dass der Wert des Materials von den Kleingärtnern bzw. den Organisationen als Darlehen geschuldet und in für die Kleingärtner tragbarer Weise verzinst und getilgt wird“ (StArP, 22. Sept. 1934).

Zur Entwicklung von Typenlauben fanden nach langwierigen Ausschreibungen schließlich Gespräche der städtischen Bauverwaltung mit den Borsigwalder Holzwerken statt. Der Preis einer Typenlaube sollte bei 275 Reichsmark liegen, man glaubte, dafür „eine an­ständige und stabile Laube mit einer garantierten Le­bensdauer von 25-30 Jahren erhalten zu können“ (StArP, 20.6.1935). An der Entschei­dung war der Stadtarchitekt Mohr beteiligt. Je­der Parzellennutzer musste 1540 Reichsmark in Eigenleistung erbringen. Damals schon auf dem Gelände vorhandene Lauben wurden in die Gestaltung der Musterkolonie einbe­zogen.

Für die Anträge der Pächter auf eine Parzelle füllte der Kolonieleiter einen „Beurteilungs­bogen“ aus, in dem er nicht nur „Nach sozialen Gesichtspunkten“ und „Nach kleingärtne­rischer Eignung“ wertete, sondern auch eine „Allgemeine charakterliche Beurteilung“ vor­nahm und „Ablehnung wegen pol(itischer). Unzuverlässigkeit“ mit ja oder nein beantworte­te (StArP, 8.März 1935). Vorrangig wurden „die Kolonisten der Freundschaftsinsel unterge­bracht“ (StArP, 1935).

Nach der Gründung des Vereins „Bergauf e.V.“ im Jahre 1935 und der Fertigstellung des Lageplans für die Gartenkolonie am 6.3.1935 begann am 1.4.1935 der Aufbau der Ge­samtanlage durch die Stadt. Städtische Kredite in Reichsmark für die Parzellierung (ohne Laube), die Infrastruktur, die vorgeschriebene Bepflanzung und die Wasserleitung standen bereit. Auch Privatkredite für den Kauf des Materials für die Typen-Lauben standen nun bereit, ein Muster für den Zins- und Tilgungsplan rechnete mit einer Laufzeit von 1935 bis 1948 (StArP, 1935), nach mündlicher Auskunft des Kreisvorsitzenden Niehaus im Jahre 2015 liefen die Rückzahlungen teilweise bis 1991.

Der Aufbau der Typenlauben stockte 1939, denn „35 Parzellen sind wegen Mangels an Baumaterial ohne Laube“ wurde mit Schreiben vom 29.1.39 mitgeteilt (StArP, 1939). Dann wurde zum 1.12.39 wurde die Fertigstellung der Kolonie verkündet: „Für Löhne, Pflan­zen und Wegebau wurden 14441,53 Reichsmark ausgegeben“ (StArP, 1939). Und die We­gearbeiten wurden abgeschlossen zum 1.4.41 (StArP, 1941).

In den Kriegsjahren 1944-45 nutzten Ausgebombte und Flüchtlinge die Kleingärten als Notunterkünfte. Am 26. und 27. April 1945 fanden auf dem Pfingstberg zwischen dem Bel­vedere und der Villa Henckel Kampfhandlungen zwischen der deutschen Wehrmacht und Panzern der Roten Armee statt. Die Wehrmacht hatte in Schützengräben unterhalb des Belvedere 17jährige Jungs mit „Handfeuerwaffen, Handgranaten und einigen Panzerfäus­ten“ gegen die anrückenden sowjetischen Panzer mit Infanteriebegleitung schießen las­sen. „Die auf der Straße verharrende Infanterie setzte lange Zeit nicht zum Sturm auf die Pfingstberghöhe an, wollte vernünftigerweise wohl eigene Verluste vermeiden“, aber es hat dann sehr viele „Gefallene, Verwundete und sicher auch Gefangene“ gegeben, berich­tete ein Zeitzeuge (PPf, S. 29 f.). In der Gartenkolonie sind nur zwei bis drei Lauben beschä­digt worden.

Da es über die Gründungszeit und die Kriegsjahre keine Vereinsunterlagen gibt, soll hier eine Einschätzung zur allgemeinen Lage der Kleingärtner zwischen 1934 und 1945 wie­dergegeben werden, die anlässlich der BUGA 2001 in Potsdam veröffentlicht worden ist:

Die Provinzialgruppe der Kleingärtner war schon 1934 eingestellt worden.

Das Kleingartenwesen in der NS-Zeit sah generell so aus:

Gleichschaltung (Organisationsstrukturen nach dem Führerprinzip)

NS-Politik (Verbundenheit von Blut und Boden, Gemeinnutz vor Eigennutz, Aus­schluss von Juden bis zum 31. Dez. 1938)

Rückgang der Kleingärten für städtebauliche Maßnahmen und „Reichsverteidi­gung“

Beitrag der Kleingärten zur „Ernährungs- und Erzeugungsschlacht“

Lauben als Zufluchtsstätte für Ausgebombte

städtisches Kleingartengrün hatte als Grüngürtel für Brandschneisen strategi­sche Bedeutung (Luftkriegsführung) (Nach KLB, S. 13)


2.2 Nachkriegsjahre und DDR-Zeit

Auch zur Zeit zwischen 1945-59 gibt es keine Vereinsunterlagen bei Bergauf e.V., der im­mer weiter bestanden hat. Im folgenden eine Zusammenfassung nach der BUGA-Zeit­schrift von 2001 zu den verschiedenen Versuchen, eine Neuorganisierung des Kleingar­tenwesens auf dem Gebiet der späteren DDR zu finden:

Die allgemeine Entwicklung der Kleingartensparten auf dem Gebiet der künftigen DDR durchlief verschiedene Verwaltungsstrukturen. Für die brandenburgischen Kleingärtner entstand Ende 1946 die „Vereinigung der Kleingartenhilfe“, die ab 1949 als Verein unter dem Dach des FDGB rechtsfähig und 1950 als „Kleingartenhilfe es FDGB“ gemeinnützig wurde. Ab 1952 wurde zunächst eine zentralisierte Massenorganisation „Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“ ge­plant, dann aber 1954 als republikweite Orga­nisation wieder aufgehoben und den Orts- und Kreisebenen unterstellt. Danach wollte die „Vereinigung der gegensei­tigen Bauernhilfe (VdgB)“ diesen VKSK übernehmen. Doch 1959 ist schließlich doch der zentrale VKSK mit Sparten, Kreis- und Bezirksorganisatio­nen gegründet worden. (Nach KLB, S.14)

Seit Mai 1953 baute die Nachbar-Kolonie „Pfingstberg e.V.“, die schon seit 1923 bestand, auf ihrem Gelände zusammen mit "Bergauf e. V." das Vereinsheim „Laubenpieper“, was beide Vereine bis 1957 gemeinsam bewirtschafteten. Warum es zum Ende dieser Zu­sammenarbeit kam, erklärte der Vorsitzende von Bergauf e.V. in der Festschrift zum 50jährigen Jubiläum von „Pfingstberg e.V.“: „...wachsende Verschuldung des Kulturhei­mes“, „Unstimmigkeiten zwischen den Vorstandsmitgliedern in der Sparte Pfingstberg, mangelnde Finanzkontrolle und nicht immer offene Rechenschaftslegung vor den Mitglie­dern“ waren die Gründe, warum Bergauf e.V. sich aus seinem ersten Vereinsheim-Projekt zurückgezogen hat (JZ, 1973).

1963 beantragten 14 Pächter (VuStr, 20.6.1963) von Bergauf e.V. beim Sparten-Vorstand, ihnen den Bau einer elektrischen Lichtanlage zu genehmigen. Masten und Zähler waren bereits beschafft (VuStr, 16.5.1963) und die Einspeisung über den Zähler im Haus Am Pfingstberg Nr. 8 besprochen. Differenzen über dieses Vorgehen konnten geklärt werden. 1978 dann vereinbarten die beiden Spartenvorstände von Bergauf e.V. und Pfingstberg e.V., gemeinsam die Elektrifizierung der beiden Sparten (VuStr, 8.4.1978) zu organisieren. Im Juli 1980 war das Erdkabel verlegt und es wurde der Anschluss von insgesamt 109 Lauben bei Bergauf e.V. an das Energiekombinat Mitte gemeldet (VuStr, 17.7.1980). Von 1981 bis 1982 bekamen die Parzellen 12 – 37, die bis dahin noch Hochleitung hatten, auch Erdkabel (VuStr, 22.5.1981). Das Energiekombinat hatte die Einspeisung unmittelbar von der Trafostation aus genehmigt.

Von 1967 bis 1976 gab es Rebsorten-Versuchspflanzungen an der Mauer zum Hochbe­hälter des Wasserbetriebs. Der Bericht “an die Zentralstelle für Sortenwesen Marquardt“ fasst zusammen, „dass es sich...um einen einfachen, fast humuslosen Sandboden handelt“, aber „unter schwierigen Bedingungen, besonders im Sommer, an regenarmen Wochen, bei großem Wassermangel konnten trotzdem recht ansprechende Ergebnisse erzielt werden“ (VuVor, 1.9.1973). Obwohl sich niedrige Temperaturen während der Blütezeit ungünstig auf den Fruchtansatz ausgewirkt hätten und die Wurzeln der benachbarten Laubgehölze vom Hochbehälter unter der Mauer hindurch wüchsen und das Wachstum einiger Rebsor­ten störten, wird 1976 empfohlen, „den Versuch noch einige Jahre fortzuführen, um die bisher gewonnenen Erkenntnisse noch zu erhärten“ (s.o., 1976).

1976-80 wurde neben dem Hochbehälter des Wasserbetriebs ein eigenes Bergauf-Vereinsheim samt Nebenanlagen mit Krediten und in Eigenleistung errichtet. 48 Pächter leisteten in dieser Zeit ca. 5650 Arbeits­stunden (VuVor, 1980).

Über das von zahlreichen Versammlungen, Vorhaben, Wettbewerben und Abgabe-Soll do­minierte Vereinsleben zu DDR-Zeiten gibt das Protokoll einer Mitgliederversammlung vom Januar 1978 Auskunft. Es wurde das folgende umfangreiche Jahrespro­gramm beschlossen:

Arbeitseinsätze für die Werterhaltung der Gemeinschaftseinrichtungen,

Pflege der Hecken,

4 Mitgliederversammlungen im Jahr,

Teilnahme am Blumen- und Erdbeerbasar,

Bildung eines Frauenaktivs ab 1979,

Teilnahme am Leistungsvergleich zwischen den Spartenkulturhäusern,

Wettbewerb „Bester Kleingärtner“,

Wettbewerb „Hervorragendes Spartenkollektiv“,

Aufkaufvertrag für Obst und Gemüse mit der Konsum-Verkaufsstelle Bertinistraße,

Anerkennung als Bereich der vorbildlichen Ordnung und Sicherheit,

Bildung eines Konfliktausschusses,

Bau des Kinderspielplatzes bis 1979 beenden,

Benennung von Gartenvertrauensleuten in den Gängen (Vereinsunterlagen 1978).

Der Abverkauf von Obst und Gemüse von den Kleingärtnern an den Handel wurde zu­nehmend gesamtwirtschaftlich gebraucht, um das Angebot im Handel der DDR aufzubes­sern. Das führte zu immer mehr Druck auf die kleingärtnerischen Organisationen, den die­se an die Kleingärtner weitergaben. Auf der Mitgliederversammlung im Mai 1980 äußerte der Vor­stand: „Es kann eingeschätzt werden, daß es in der Sparte noch Möglichkeiten zur Stei­gerung der Erträge sowie auch der verkauften Mengen gibt“ (VuMv, 11.5.1980).

In einer Mitgliederversammlung kritisierte ein Pächter die von der Sparte geplanten Ern­teergebnisse für den Verkauf, aber auch die aktuelle kleingartenfremde Benutzung man­cher Gärten: „Zur Abgabe von Obst und Gemüse an die HO. Das ist zu absolut. Wir ha­ben hier Gärten von 250 bis 300 qm. Da bleibt für eine Nutzfläche nicht mehr viel übrig. Ich habe Kinder und Enkelkinder. Mein Obst bleibt in der Familie. Dafür kaufe ich nicht im Handel und decke meinen eigenen Bedarf. Es kommt auf die Art an, was man anbaut. Die Gärten sind wie zweite Wohnzimmer eingerichtet! Mit Wohnzimmerschränken usw. Ich brauche im Garten kein hochmodernes Wohnzimmer, sondern will mich im Garten erholen und nicht jedes Wochenende rackern. Wir sollten die Tradition der Kleingärten auch in die­ser Hin­sicht zu erhalten versuchen“ (VuMv, 1.2.1982).

Die Gründungsgedanken für die Errichtung der Musterkolonie „Bergauf e.V.“ wurden auch in der DDR-Zeit akzeptiert und weiter verwirklicht, das geht aus der „Gestaltungskon­zeption“ von 1981 hervor: „Die Baulichkeiten in der Sparte `Bergauf´ werden so weiterge­führt, wie die Anlage mit ihrer Gründung im Jahre 1935 geschaffen wurde (siehe General­vertrag vom 23.5.1936) und auf der Grundlage des gegenwärtigen Zustandes der bestätig­ten Baulichkeiten der Sparte“ (VuMv, 23.8.1981). Und zur 50-Jahr-Feier im Jahr 1986 stellte der Festredner fest: „Unsere Sparte ist im Grundaufbau von 1936 bis heute so geblieben. Darauf können wir stolz sein“ (VuMv, 1.7.1986).

Im Wettbewerb „Bester Kleingärtner“ wurden jährlich 5 Gärten ausgezeichnet, dafür gab es 2mal pro Jahr, im Juni und im September, eine Begehung mit Einstufung der Par­zellen. Die Grundlagen für die Bewertung waren:

Gesamteindruck,

Pflegezustand,

Aberntung und Winterfestmachung,

Teilnahme an Versammlungen,

Abrechnung ökonomischer Leistungen,

Zahlung von Beiträgen und Umlagen,

Einhaltung von Gestaltungskonzeption u.a. Beschlüssen,

Mitarbeit für die Sparte. (VuMv, 23.8.1981)

1984 startete der Spartenvorstand eine Aktion, um den „Organisierungsgrad der Ehe­frauen un­serer Gartenfreunde, der gegenwärtig 82,4% beträgt, weiter zu verbessern“. Ei­nige Gar­tenfreunde bekamen einen Brief, in dem es heißt: „Nach unseren Unterlagen ist Ihre Ehe­frau gegenwärtig nicht Mitglied des VKSK. Wir wenden uns deshalb an Sie mit der Bitte, gemeinsam mit Ihrer Ehefrau eine Mitgliedschaft in unserem Verband zu prüfen. Wir erlau­ben uns, einen entsprechenden Aufnahmeantrag beizulegen.“ (VuVor, 17.8.1984).

Der Festredner zur 50-Jahr-Feier 1986 zitierte, dass die DDR-Regierung beschlossen habe: „Bis 1990 werden 150 000 Kleingärten neu geschaffen“. Und er wies auf das Wett­bewerbsprogramm hin, in dem stand, den „Ertragsdurchschnitt der Sparte von 117,2 kg je 100 qm zu stabilisieren und dabei die höchstmögliche Anzahl unserer Parzellen an dieses Ertragsergebnis heranzuführen“ (VuMv, 1.7.1986).

1987 wurde in Opole ein Partnerschaftsvertrag mit der Kleingartensparte „Dzialkowe“ für die Dauer von 5 Jahren mit Verlängerungsoption unterzeichnet (VuPr, 24.10.1986). Nachdem Be­such und Gegenbesuch stattgefunden hatten, fasste der Vorstand diese Erfahrungen kurz zusammen:

„Schlussfolgerungen aus dem Besuch der Delegation aus Opole

Mehr Freizeit für die Delegation einplanen.

Einen breiteren Erfahrungsaustausch mit der Delegation und dem Vorstand führen.

Einen eigenen Finanzplan erarbeiten und die Ausgaben um 50% (zu) senken – 1 oder 2 Vorstandsmitglieder mit der Delegation essen.

Höhepunkte im Spartenleben mit der Delegation vorbereiten – Mitgliederversamm­lung.

Erfahrungsaustausch mit Funktionären der Sparte führen.“ (VuPr)

Während der DDR-Zeit ist die Kolonie Bergauf e.V. auf Beschluss der Stadtverordneten­versammlung Potsdams 5x als „Staatlich anerkanntes Naherholungsgebiet“ ausge­zeichnet worden (1975, 1977, 1980, 1983 und 1987) (Vu).

Und es hat nicht nur mehrere Mitgliederversammlungen pro Jahr gegeben, sondern auch zahlreiche Feste und Veranstaltungen:

Baumblütenfeste, Erntefeste, Fasching, Kinderfeste, Modenschauen, Preis-S­kats, Rentner-Weihnachtsfeiern, Sommerfeste, Tanz (Frühlings-, Pfingst-, Sommer­nachts-, Herbst-Tanz), Trödelmärkte, (Laternen-)Umzüge und Weihnachtsfeiern.


2.3 Zeit nach 1989

1990 haben die Pächter Irmgard und Mario Kade die Bewirtschaftung des Bergauf-Ver­einsheims übernommen. Sie bauten es mit Krediten zu einer Speisegaststätte um. 1997 schied Irmgard Kade aus dem Pachtvertrag aus. Das Rechtsamts des Oberbürgermeisters teilte später in einem Brief an den Verein mit: „Ursprünglich mag die Einordnung als Vereinsheim vorhanden und gerechtfertigt gewesen sein. Zum heutigen Zeitpunkt ist dies auf Grund der gewerblichen Nutzung nicht mehr der Fall“ (VuStr, 17.8.2001). Im Ergebnis ist die Gaststätte 2015 an den Pächter Kade verkauft worden.

Zur 60-Jahr-Feier im Juli 1997 stellte der Vorsitzende fest, dass die Sparte über die Zei­ten hinweg durch ihre besonderen Merkmale geschützt war:

Einheitlicher Lau­bentyp,

klare Wegegestaltung,

einheitliche Umzäunung und

einheitliche Wasseranlage.

Und er fasste über die DDR-Zeit zusammen, dass es in den 40 Jahren der DDR eine „enorme Entwicklung des Kleingartenwesens“ gab. „So eine Entwicklung wird es in Deutschland nie wieder geben. Von dieser Entwicklung haben in den westlichen Teilen Deutschlands nur einige nicht einmal geträumt, die Gesetzgebung blieb in den Grundfragen der 30er und 40er Jahre stehen“. Dann ermahnte er in einem dringenden Appell die Ber­gauf-Mitglieder, ihre weitere Exis­tenz als Kleingärtner selbst zu sichern: „Ich bitte alle Gartenfreunde, die Hinweise des Kreisvorstandes sehr ernst zu nehmen und in jedem Garten die kleingärtnerische Nutzung, die schon im `Generalpachtvertrag` von 1936 gefordert wurde, überall in den Gärten durchzu­setzen und Obst und Gemüse anzu­bauen. Verringern Sie bitte ihre Rasenfläche zu­gunsten von 1 - 2 Beeten mehr für Bohnen und Zwiebeln, die bei uns hervorragend wachsen und bedeutend besser als die von Hol­land sind. Es geht darum, dass unsere Kleingärten auch Kleingärten bleiben … und dass dadurch auch die Pacht niedrig bleibt“ (VuMv, 9.7.1997).

In den Jahren 2000 bis 2001 wurde die Sparte Bergauf e.V. von der Stadt Potsdam in die Planung und Durchführung der Bundesgartenschau einbezogen (VuPr, 29.5.2000). Die Gruppe der BUGA-Planer stellte in einer Mitgliederversammlung die auf dem Spartengelände ge­planten Baumaßnahmen vor (VuMv, 25.11.2000). Sie sind in der „Konzeption zur Aufwertung (Um- und Neu­gestaltung) der öffentlichen Freiräume im Bereich der Kleingartenanlage...“ zusammenge­fasst. Im einzelnen betraf das die Erneuerung oder Neugestaltung folgender öffentlicher Räume innerhalb der Bergauf-Kolonie:

Rebenweg (Sanierung Grundstücksmauer, Spalier für Rebstöcke, Bewässerungs­leitung für Reben, Zurückschneiden der Pappeln durch Wasserbetrieb)

Sitzplatz (Pergola, Rankgerüst, Pflanzen)

Hauptweg (Betonblockstufen)

Schotterrasenflächen, wassergebundene Wegedecken

Poller

Schilder (alle Wege-Namen neu, ein Willkommensschild)

Nach Absprache mit der Stadt gab der Wasserbetrieb einen für die Errichtung des neuen Sitz- und Aussichtsplatzes notwendigen Teil seiner Grundstücksfläche ab, fällte Bäume und übernahm Maurerarbeiten im Rebenweg (VuPr, 7.12.2000).

Zur BUGA von April bis Oktober 2001 war die Kleingarten­anlage Bergauf e.V. auf dem Übersichtsplan als ein Ort der BUGA markiert und wurde von Besuchergruppen besichtigt, die mit Bussen aus allen Teilen der BRD kamen.

2005 beteiligte sich Potsdam an dem europäischen Wettbewerb „Entente Florale – Unsere Stadt blüht auf“, der 1975 von England und Frankreich gegründet wurde und seitdem jährlich europaweit stattfindet. Alle Potsdamer, auch Firmen waren aufgerufen, sich mit Balkonkästen, Vorgärten, Hausgärten, einer grünen Patenschaft oder mit finanzieller Unterstützung zu beteiligen. Insgesamt 11 Städte bewarben sich, unter anderem Sheffield (Engl.), Litomysl (Tschech.) und Baden (Österr.) bei Wien. Die Tour der internationalen Jury durch Potsdam hatte 13 Stationen, die Gartenkolonie Bergauf e.V. gehörte dazu.

2017 wurde mit dem Bau einer einer neuen Wasserleitung begonnen, vorgesehene Dauer: 5 Jahre. Fi­nanzierung in Eigenleistung des Vereins.

Seit 2017 entsteht auch wieder ein neuer eigener Vereinssitz: Im Rosenweg 134 wird die freie Laube in Eigen­leistung und -finanzierung ausgebaut.

Im aktuellen Flächennutzungsplan von Potsdam gehört die Sparte Bergauf e.V. zu den Dauerklein­gärten, außerdem befindet sich der Bereich in der Kernzone des UNESCO-Welterbes.


3. Pächter erzählen

3.1 Brigitte und Günter Preuss, Pächter seit 1975

Brigitte erzählt 2017:

Ich bin Jahrgang 1937.

Meine Eltern Gustav und Anna Bachmann hatten schon vor 1936 eine kleines Stück Gar­tenland auf diesem Gelände und sich dort eine Laube aus alten Eierkisten gezimmert.

Bachmanns vor der alten Eierkisten-Laube 1936

Als dann 1936 die Parzellierung für den neugegründeten Verein „Bergauf e.V.“ begann, musste Vater die Bretterbude abreißen und eine Typenlaube aufbauen. Um das Geld für die neue Laube zu verdienen, hat Vater bei einigen Pächtern die Fundamente gelegt.

Das Gelände ist fast kahl gewesen. Nur die Hecke am Waldessaum war schon da. Die Pächter haben sich in ihren Schatten gesetzt in den Arbeitspausen, auch gern für ein Schwätzchen beim Bier.

Man hat viele kleine Obstbäume gepflanzt,

weil so viel Platz war, aber es stellte sich baldheraus, dass es doch zu viele waren.

Brigitte um 1939, im Hintergrund Villa Henckel

Das ganze Gelände um die Villa Henckel herum war umzäunt, auch das von den Schlös­sern, und vor den Zäunen waren Bänke an beiden Seiten des Wegs hoch zum Belvedere.

Der Weg wurde vom Gärtner Schneider gefegt. Unten an der Kreuzung von Potsdamer Straße und Schwarzem Weg (heute „Am Pfingst­berg“) war der alte Festplatz für die Kleingärtner.

Vater wurde in der Kolonie „Onkel Pelle“ genannt. Weil er mit Zylinder und Fliege für Stim­mung sorgte, wenn es festlich wur­de.

Gustav Bachmann, „Onkel Pelle“

Als der „Laubenpieper“ für die Kolonie „Pfingstberg“ gebaut wurde, haben auch die Ber­gauf-Leute Steine geklopft, denn das Vereinsheim sollte von beiden Kolonien gemeinsam genutzt werden.

Später haben die Bergauf-Leute sich selber ein neues Vereinsheim oben am Wasserturm gebaut.

1975 haben mein Mann und ich den Garten von meinen Eltern übernommen.

Der Pflaumenbaum, den meine Eltern 1936 gepflanzt haben, steht noch.


3.2 Gerhard und Ursula Lange, Pächter seit 1962

Langes erzählen 2017:

Unseren Garten haben wir 1962 gepachtet. Er war in einem verkommenen Zustand, musste entrümpelt werden. Das Dach der Laube war kaputt. Wir haben Terrassen an­gelegt.

Unsre drei Kinder wurden 1962, 1966 und 1968 geboren. Es gab damals viele Kinder bei Bergauf und die haben gern in den Gängen gespielt. Bei Sommerfesten gab es Kinder­programme und die Gänge wurden bunt geschmückt. In unserem Garten hatten wir sogar zwei Buddelplätze angelegt, weil so viel Kinder auch in unseren Garten kamen.

In den ersten Jahren haben wir manchmal an den Wochenenden im Garten geschlafen. Wir waren beide immer berufstätig. Ich bin mit dem Fahrrad von der Seestraße auf den Pfingstberg durch den Neuen Garten gefahren, dafür hatte ich eine Extra-Genehmigung von den Schlössern. Meine Spezialaufgabe bei Bergauf war die Betreuung der Wasserlei­tung, dafür habe ich Aufbaustunden bekommen.

Wenn Obst aus dem Garten übrig war, haben wir es dem Konsum oder dem Altersheim in der Villa Henckel gegeben. Wir haben bis 2007 auch Kaninchen (das waren immer 30) und Hühner (das waren durchschnittlich 10-12) gehalten.

Unsre Kaninchenfelle wurden immer mit 1 für die Qualität bewertet! Wir haben für sie Ger­ste zum Füttern bekommen. Ich hatte für die Kaninchen extra überdachte Buchten gebaut, und der Auslauf für die Hühner war so ca. 5x8 m.

In den ersten Jahren wurden die besten Gärten prämiert, es gab auch Urkunden für ehren­amtliche Ar­beit.

Nachdem die gemeinsame Nutzung des Vereins­heims „Laubenpieper“ auf dem Gelände der Sparte Pfingstberg e.V. zu Ende war, hatten wir Bergauf-Leute oben am Wasserturm eine Vereins-Baracke.

Da gab es draußen auch eine Tanzfläche aus Holz­dielen und eine Kegelbahn.

Die Baracke war aber von Anfang an zu klein, so ha­ben wir Ende der 1970er Jahre dort unser neues Vereinsheim gebaut. Alles, aber auch wirklich alles in Eigenleistung, und die Beteiligung war großartig und die Arbeit hat Spaß gemacht.

3.3 Erhard Hilliges, Pächter seit 1962

Erhard erzählt 2018:

Ich bin Jahrgang 1936.

1962 hatten mein Bruder und ich gemeinsam den Garten Nr. 128 gepachtet. 1967 hab ich dann gewechselt und gemeinsam mit meiner Frau den Garten übernommen, den ich noch heute bewirtschafte. Der war total verwildert und dicht mit Quecken ver­wachsen.

Das ganze Gelände unsrer Sparte war früher mal Wald. Bei der Urbarmachung wurden die ansehnlichen Findlinge gesammelt und für Befestigungsmauern benutzt.

Der Vorgänger hat mir erzählt, dass der Nussbaum, der heute noch in meinem Garten steht, 1924 gepflanzt worden ist.

Walnussbaum von 1924 im Jahre 2018

1924 waren auf diesem städtischen Gelände schon 5 Lauben errichtet worden:

Nr. 120, 128, 129, 130 und 138. Die Pächter waren alle Beamte vom Rat der Stadt Pots­dam. Diese 5 Lauben waren einheitlich ausgerichtet und gebaut, mit Keller und Fenster nach Nordosten. Sie durften nach Neuparzellierung für den Bergauf e.V. stehen bleiben, eine davon ist jetzt meine. 1924 ist auf dem Gelände von Nr. 145 eine Mülldeponie für die Kleingärtner gewesen. Aber es wurde auch sehr viel einfach in der Erde vergraben, z.B. Asche. Und auch Glas­scherben als Mittel gegen die Maulwürfe.

Im April 1945 sind Panzer der Roten Armee zum Belvedere hoch gefahren, weil von dort noch ge­schossen wurde, von 17jährigen Soldaten der Wehrmacht. In der Villa Henckel war SS stationiert.

Also ich hab einen Schuppen gebaut und Zäune gesetzt und Wasserleitung gelegt. Der Außenzaun und der Zaun am heutigen Hauptweg bestanden aus Stacheldraht und als Pfosten hatte man alte Schienenschwellen aus Hartholz verwendet. 1999 dann musste das Hauptventil der Wasserleitung zum Garten freigelegt werden, um es einzuschleifen wegen Wasserverlust. Dazu habe ich einen 180 cm tiefen und 100x100 cm breiten Schacht bauen müssen. Aber vor allem habe ich Stützmauern errichtet. Jeder Regen spül­te die Muttererde den Hang runter, auf den Gangweg und zum Nachbargarten, und so ver­schwand die Muttererde nach beiden Richtungen hangabwärts. Ich habe viele Kubik­meter Muttererde anfahren lassen. Und ich habe fast jeden Quadratmeter Erde bewegt in den 56 Jahren.

Die Obstbäume, die ich 1967 gepflanzt habe, stehen heute alle noch, ich erhalte nämlich diese alten Sorten: die Äpfel „Helios“, „Roba“ und „Kaiser Wilhelm“ und auch die echte Bauernpflau­me.

In den 70er Jahren haben unsere bis dahin namenlosen Wege Namen bekommen.

Und weißt du denn, dass ganz in der Nähe hier oben mal eine Windmühle stand? Nein? Es gibt ein gemaltes Bild davon: „Blick vom Pfingstberg...“. Die Villa Hen­ckel war noch nicht gebaut.

Freyhoff, Eduard: Blick vom Pfingstberg in Potsdam auf die Pfaueninsel, um 1834,

Foto: Oberhof­marschallamt/Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten (1927-1945)

(SPSG)

3.4 Peter und Bärbel Westphal, Pächter seit 1965

Westphals erzählen 2017:

Wir haben den Garten 1965 übernommen. Es waren damals alles echte Kleingärten, das heißt ohne größere Rasenflächen.

Wir hielten ungefähr 10 Kaninchen.

Rings um die Kolonie gab es noch Fasane, zum Beispiel am Wasserturm. Es gab auch einen Bienenzüchter in der Kolonie, das war der Herr Wunder unterhalb des heutigen Aus­sichtsplatzes.

In der Kolonie wurde sehr viel in Eigenleistung erarbeitet. Zum Beispiel waren die Zaun­pfähle am Gang aus der Entstehungszeit von 1936 morsch. Da wurden Zementpfähle in Eigenleistung gesetzt.

Lange, bis nach der Wende, hat der Wasserdruck nicht bis in die Gärten den Pfingstberg hoch ausgereicht. Die Pächter sind nachts oder am sehr frühen Morgen zum Sprengen gekommen.

Licht gab es von Anfang an nur in den sogenannten „Lichtparzellen“, das waren die unten an der Bergseite der Straße „Pfingstberg“. Aber dann haben die Pächter alleine ge­schachtet und Kabel verlegt und hatten ab 1976 alle Strom. Für den Anschluss bis zum Gartentor haben die Pächter 450 € bezahlt, um den Anschluss bis zur Laube musste sich jeder selber kümmern.

Im Laufe der Zeit sind zwei Wege innerhalb der Kolonie zugemacht worden. Einer führte vom Wasserturm grade runter bis gegenüber vom Laubenpieper, da haben die Gäste, die nachts von oben runter kamen, immer hingepinkelt, das hat die Pächter gestört.

In der DDR-Zeit haben wir die Bronzemedaille „Bester Gärtner“ vom VKSK bekommen.

Für die Bewertung der Kleingärten gab es damals „Ökonomische Leistungskarten“, darauf wurden Ernte, Zuchttiere, Bienenhonig, Anbauflächen und Aufbaustunden erfasst.

3.5 Heinz Andreas, Pächter seit 1970

Heinz erzählt 2017:

Ich bin Jahrgang 1935. Meine Frau und ich haben den Garten 1970 übernommen.

Als 1936 die Kolonie gegründet worden ist, standen da schon ein paar alte Lauben, und einige von denen durften stehen bleiben. Man hat begonnen, die für die gesamte Kolonie entwickelten Muster-Lauben aus den Borsigwalder Holzwerken aufzubauen, aber damit war 1939 Schluss, und so blieben einige Parzellen ohne Laube. Nach dem Krieg durften neue Lauben im Bungalowstil gebaut werden, z.B. die Parzellen 99-104. Die 97 und 98 könnten die DDR-Fertiglauben GL 12 und oder 19 gewesen sein, die sollen so ähnlich ausgesehen haben wie die Muster-Lauben von 1936.

Wir selber haben nach 1970 eine Laube vom Typ „Leupold 69“ hingestellt. Die hat ein Rheinsberger Betrieb aus Abfällen der Industrieproduktion hergestellt, seine eigentliche Produktion waren Bierkästen. Er hat das Modell als Schutzhütte angeboten, später gab es eine Genehmigung des Kreises, dass sie auch als Gartenlaube verwendet werden darf. Davon hatten wir 4 Stück organisiert (63, unsre 75a, 114, 164a). Also ins Gerüst kamen zuerst die Glagit-Platten und dann die Isolierung mit 20er Biotherm-Platten.

Dort, wo jetzt die Parzelle 164a ist, war mal ein Kinderspielplatz. Aber der Lärm hatte die umliegenden Pächter gestört.

Das Wohnhaus in der Straße „Am Pfingstberg“ vor der Parzelle Nr. 1 wurde in den An­fangsjahren vom „Vereinsführer“ bewohnt. Seine Aufgabe war es, die Ordnung laut Sat­zung durchzusetzen und dass zu den Feiertagen die richtigen Fahnen gehisst wurden.

Vor dem Aufbau der Kleingartenkolonie war der „Mittelweg“ auf dem zukünftigen Gelände der Kolonie die Zufahrt vom „Schwarzen Damm“ (heute „Am Pfingstberg“) zur Villa Hen­ckel. Als Ersatz dafür wurde von der Stadt der Rundweg ausgebaut, der noch heute als Zufahrt für die Gaststätte Kade, die Villa Henckel und das Belvedere genutzt wird.

In den Gärten gab es bis zur Errichtung der E-Anlage noch keinen elektrischen Strom. Ich persönlich hatte einen Batteriesatz mit Lade-Aggregat. Ende der 70er Jahre wurde die Energieversorgungsanlage in Zusammenarbeit mit der Sparte Pfingstberg projektiert und in kollektiver Zusammenarbeit errichtet. Für die Materialbeschaffung war der Gartenfreund Oertel verantwortlich. Die fachliche Beaufsichtigung während des Baus übernahm der Gartenfreund Zierepp. Laut Beschluss hatte jeder Pächter pro Parzelle 450 Mark zu zah­len, Zähler und Zählertafel wurden vom Pächter extra bezahlt.

Auf Grund der selbst hergerichteten Anschlusskästen pro Parzelle benötigt die Anlage eine ständige Betreuung, die zur Zeit nicht gegeben ist. Ich habe die Energieanlage von 1982 bis 2013 betreut. Durch Krankheit bin ich dazu nicht mehr in der Lage. Für den Erhalt der E-Anlage, besonders der Anschlusskästen und der Wegeverteiler, ist eine kontinuierliche Pflege und Wartung unerlässlich. Bisher gibt es keinen Nachfolger für diese Arbeiten.


4. Anhang

Abkürzungen für die verwendeten Quellen

JZ

Jubiläumszeitung der Kleingartensparte „Pfingstberg“, 1973

KatPm

Fachbereich Kataster und Vermessung, Stadtverwaltung Potsdam

KLB

„Kleingärten im Land Brandenburg“, Hg. Landesverband Brandenburg der
Gartenfreunde e.V. (2001)

LLH

Peter Warnecke, „Laube Liebe Hoffnung“, Berlin, Verlag Wächter, 2001

PPf

„Der Potsdamer Pfingstberg und seine Anlagen“, Hg. Förderverein Pfingst­berg in Potsdam e.V., ohne Jahr

SPSG

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Abteilung Schlösser und Sammlungen, Genehmigung vom 17.7.2018

StArP

Stadtarchiv Potsdam,Signaturen 1-9/246, 1-9/247, 1-10/606 und 1-14/55

VuMv

Vereinsunterlagen: Mitgliederversammlungen

VuPr

Vereinsunterlagen: Projekte

VuStr

Vereinsunterlagen: Infrastruktur

VuVor

Vereinsunterlagen: Vorstand

Dank

Brigitte Preuss, Familie Lange, Erhard Hilliges, Familie Westphal und Heinz Andreas ha­ben erzählt und privates Bildmaterial und Dokumente zur Verfügung gestellt, Rita Krauss hat Korrektur gelesen und den alten Walnussbaum fotografiert, Jürgen Krauss hat das Bildmaterial gescannt und in den Text eingearbeitet, das Stadtarchiv Potsdam hat mich freundlich beraten, der Fachbereich Kataster der Stadtverwaltung hat hilfsbereit Auskunft gegeben und die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg hat der Aufnahme des Windmühlen-Bilds in den Text der Chronik zugestimmt.

Allen ein herzliches Dankeschön.

Potsdam, Sommer 2018 - Friderun Schreiber, Garten 121